In diesen Tagen kreisen unsere Gedanken und Gespräche fast nur um die unmittelbaren Einflüsse der Corona-Pandemie auf unser persönliches Leben, auf die Gesellschaft und unsere Zukunft nach der Krise. Die menschliche Tragödie der Pandemie führen uns die diversen Plattformen und der tägliche Nachrichtenstrom auf allen erdenklichen Kanälen in Form von Zahlen bitter vor Augen.
In diesen Tagen kreisen unsere Gedanken und Gespräche fast nur um die unmittelbaren Einflüsse der Corona-Pandemie auf unser persönliches Leben, auf die Gesellschaft und unsere Zukunft nach der Krise. Die menschliche Tragödie der Pandemie führen uns die diversen Plattformen und der tägliche Nachrichtenstrom auf allen erdenklichen Kanälen in Form von Zahlen bitter vor Augen. Die wirtschaftlichen Folgen sind aufgrund der in vielen Ländern inzwischen gravierenden Maßnahmen zur Distanzierung von Menschen unmittelbar spürbar. Und es braucht nicht viel Phantasie, um sich die mittel- und langfristigen Einflüsse auf die Wirtschaft und damit unsere Lebens- und Existenzgrundlagen vorzustellen. Jetzt schon ist absehbar, dass der wirtschaftliche Schaden immens sein wird. Dennoch sind die aktuellen Maßnahmen unabdingbar. Es geht jetzt erst einmal um die Rettung von Menschenleben. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sich die Ausbreitung des Covid-19 Virus verlangsamt. Nur dann haben unsere Gesundheitssysteme die Chance, allen durch das Virus kritisch erkrankten Menschen zu helfen, sich auf größere Patientenzahlen vorzubereiten und Therapien zur Abmilderung der Krankheitsverläufe zu entwickeln. Das konsequente Herunterfahren des öffentlichen Lebens ist der unabdingbare erste Schritt in der Bewältigung der schwersten Krise seit dem zweiten Weltkrieg.
Einerseits gilt es jetzt, Menschenleben unmittelbar zu schützen. Andererseits dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass der Erhalt wirtschaftlicher Aktivität ebenfalls eine unabdingbare Grundlage ist für die nachhaltige Gesundheit der Menschen und das friedliche Miteinander in unserer Gesellschaft. Unter den aktuellen, notwendigen Einschränkungen sind wesentliche Teile der Wirtschaft zum Stillstand gekommen. Einige Branchen trifft es besonders hart, z.B. die Reisebranche: Wenn niemand mehr reisen darf, bleiben die Flieger am Boden und die Hotels geschlossen. Messen und Kongresse werden reihenweise abgesagt. Höherwertige Konsumgüter werden nicht gekauft und Investitionsentscheidungen in Unternehmen bis auf weiteres verschoben. Die Menschen fürchten Arbeitslosigkeit und schauen mit großer Sorge in die Zukunft. Viele Unternehmen, vor allem mittelständische Firmen, werden die Krise aus eigener Kraft ganz sicher nicht überleben. Noch nie war die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung so groß.
Die Kapitalmärkte haben fünf extrem turbulente Wochen hinter sich. Bei außerordentlich hohen Volatilitäten waren rund um den Globus massive Kurseinbrüche von risikotragenden Anlagen zu beobachten. Vor allem Aktien und Unternehmensanleihen wurden mit signifikant höheren Risikoprämien bewertet, was in den entsprechenden Märkten zu kräftigen Kursabschlägen führte. Die klassischen „Sicheren Häfen“ wie US Treasuries oder Gold zeigten zeitweise erhebliche Funktionsstörungen. Steigende Liquiditätspräferenzen der Marktteilnehmer führten zu panikartigen Verkäufen von Anlagen aller Art. Noch nie zuvor mussten die Akteure am Kapitalmarkt die Auswirkungen einer über Wochen oder gar Monate heruntergefahrenen Wirtschaft – eines internationalen „Shutdown“ – einpreisen.
Um einen unmittelbaren Kollaps des Systems zu verhindern, haben die Regierungen der Staaten und die Zentralbanken während der letzten vier Wochen in zuvor nicht gekannten Dimensionen Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Es werden riesige finanzielle Hilfspakete zur Rettung der vom Stillstand betroffenen Unternehmen bereitgestellt. Dafür sind die Staaten bereit, in großem Umfang neue Schulden zu machen. Das alles geht im Rekordtempo durch die Parlamente. Auch die Zentralbanken klotzen, fluten die Märkte mit nahezu unbegrenzter Liquidität, vor allem über ihre neuen Anleihekaufprogramme. Dagegen wirkt die Quantitative Lockerung (Quantitative Easing) während der letzten Finanzmarktkrise eher wie eine Lockerungsübung. Wirtschaft und Kapitalmärkte befinden sich seit ein paar Wochen auf der Intensivstation.
Sicher ist es auch das beherzte Handeln der Institutionen, das die Stimmung an den Kapitalmärkten in den letzten Handelstagen etwas aufgehellt hat. Der Weltaktienmarktindex MSCI World liegt zwar immer noch knapp 20% unter seinem Jahresanfangswert und der Index der CBOE für die Volatilität des S&P 500 (VIX) pendelt um 60% herum. Doch der starke Verkaufsdruck an den Aktienmärkten mit aufeinanderfolgenden, sehr negativen Tagesrenditen – die Abwärtsspirale der Aktienkurse weltweit – scheint etwas gebrochen zu sein. Offensichtlich steigt die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer in diesen Tagen wieder an, es sprießt ein kleines „Zuversichtspflänzchen“ aus dem Boden.
Die Stimmung am Kapitalmarkt hängt aktuell und bis auf weiteres von Nachrichten aus drei Themenfeldern ab. Es sind drei Herausforderungen, die von der Weltgemeinschaft sehr kurzfristig, sehr entschlossen und sehr erfolgreich gemanagt werden müssen. Die Entwicklung in diesen Bereichen nährt die in diesen Tagen aufkeimende Zuversicht. Nachhaltige Erfolge werden die Risikobereitschaft der Anleger ganz sicher positiv beeinflussen:
Die globale Rezession wird kommen, das ist sicher. Das Ausmaß dieser Rezession ist aktuell schwer einschätzbar, denn eine globale Krise, die jeden einzelnen in seinem Leben unmittelbar betrifft, gab es noch nie. Auch ist kaum einzuschätzen, wieviel davon die Märkte bereits eingepreist haben. Da alle Informationen zur Verfügung stehen, sollten die aktuellen Preise die vorherrschenden Erwartungen weitgehend widerspiegeln. Wie bereits ausgeführt, keimt gerade etwas Zuversicht auf. Das kann bei Lageveränderungen in den drei Themenfeldern sehr schnell wieder drehen, die Märkte werden hochvolatil bleiben.
Da die Kapitalmärkte bekanntermaßen sehr weit in die Zukunft schauen und dort die Erwartungen des Aggregats der Marktteilnehmer gehandelt werden, lohnt es sich, neben dem täglichen Nachrichtenstrom zur Corona-Krise auch ausgewählte, wissenschaftlich fundierte Informationsträger an den Kapitalmärkten zu analysieren. Vor allem Zinssätze und Zinsdifferenzen sind wichtige Indikationen für die Erwartungen und die Risikobereitschaft der Markteilnehmer. In der aktuellen Lage beobachten wir drei Zinsdifferenzen sehr genau, diese sind im Anhang grafisch dargestellt. Neue Entwicklungen in den obigen drei Themenfeldern werden sich unmittelbar darin widerspiegeln.
Diese Indikatoren fließen, neben anderen makroökonomischen Variablen und fundamentalen Kriterien, auch in unsere Algorithmen ein und sind mitverantwortlich insbesondere für die Aktienquote in den Portfolios. Wir werden in den nächsten Wochen immer wieder auf diese drei Zinsdifferenzen zurückkommen und versuchen, die Entwicklungen einzuordnen.
Es ist jetzt die Stunde der großen Institutionen und aller, die in der medizinischen Versorgung und Forschung täglich Höchstleistungen vollbringen. Aber auch wir selbst können etwas tun! Wir helfen anderen Menschen und tragen bei zur Sicherung unserer wirtschaftlichen Lebensgrundlagen, wenn wir jetzt erst einmal diszipliniert zuhause bleiben und uns solidarisch verhalten. Dabei dürfen wir unseren Optimismus nicht verlieren!
Autor
Dr. Peter Oertmann | Chairman of the board
oertmann@ultramarin.ai
Anhang